20111230

...und morgen, flüchte ich einfach nach Paris.


Wenn ein Kapitel in meinem Leben begann, ging sie meist auch eines Nachts schneller zuende, als dass ich auch nur kurzatmig blinzeln könnte. Ich erhoffte mir nichts, sowie ich es nach wie vor nicht tue. Irgendwann hörte ich einfach auf zu rennen, nach etwas zu greifen, das zu weit vor mir lag und in der Ferne unerreichbar verblieb. Auf ewig bleibt letztendlich die Erinnerung, viel zu irrelevant um noch einmal gedacht zu werden. Wenn ich mich also nun entscheiden müsste, zwischen jemanden, der meine Hand hält, und einem anderen der sie loslässt, würde ich mich dazu entschließen, selbst zuerst loszulassen. Ich würde mich dann in Paris verirren und mich unauffindbar machen.


© mimiroux

20111129

Postkarte mit Lieben Grüßen: Dein Herz.


Ich streifte mit den kleinsten Gedanken die lauwarm behellte Passage entlang, fragte mich wieviele Herzen auf dieser Welt schon gebrochen wurden, und wo meins nun verloren ging. Ich könnte schwören, ich hätte es auf den Straßen von Paris wandern sehen, exakte 22 Komma 5317 Meter vom Tour d'Eiffel entfernt! Es sei irgendwann später vergnügt in eine belebte Gasse eingebogen. Dann verlor man jegliche auffindbare Spur. Wenn ich nun vom Katzenjammer sprechen würde, wäre ich nur mehr als sehr beleidigt. Schließlich befand ich mich in einer Stadt, der sich nach Moskau anhörte, wo einem bepelzte Köpfe stumm zunickten und ein duftender Mandelgeruch dezent die Nase grüßte. Der unterkühlte Wind dort kitzelte mich an den rosa Wangen, und der auf russisch denkende Baum steckte mir unbemerkt sein letztes Blatt ins Haar. Ich atmete kaum, und hielt die Luft an. Vielleicht war ich einfach auf naive Art neugierig, ob ich auch tatsächlich in jedem Moment tot umfallen würde. Ich werde es wohl niemals erfahren. Denn in diesem blinzelnden Augenblick kam mir der grotesk lächelnde Postbote aus der Haustür entgegen, ohrfeigte mich galant, und drückte mir eine Postkarte in die Hände. Sie kam aus der westlichen Hemisphäre, riechend nach Croissants und wärmeren Temperaturen. Schnappend nach Luft, drehte ich das Bild des Eiffelturms um: 


"Verreist bin ich. Es geht um die ganze Welt, weit weit weg. Kümmere dich gut um dein Hirn. Auf Nimmerwiedersehen. Dein Herz." 

Ich wollte kurz auflachen, aber meine Augenfalten waren schneller. Deshalb schmunzelte der Mund nur und ich knickte die Karte zusammen. Dann wurde mir auf einmal klar: Wenn jeder Weg dir noch so weit erschien, hattest du vielleicht einfach nie ein wahres Ziel vor Augen.



© mimiroux

20111120

Herbsttanz.

Wie soll man nur im kühlen Herbst tanzen? Mein Kleid ist dafür viel zu kurz geraten, und mein Herz fürwahr resigniert, auf beklagenswerte Art, wie mir zu Ohren schlich. Wie edel auf einmal solche Worte sich so reizend präsentieren, aus deinem Munde klingt es wunderbar närrisch, ohne authentische Konnotation. Sie hängen bloß lasch an der Angel, die mehrdeutig zu oft ausgeworfen wurde. Die narzisstische Freude daran ist kaum verwunderlich noch bewundernswert. Anspruchslos belächle ich also dieses Treiben des üblichen Geplänkels, zu ridikülen Liebeleien neigend, von der ich im Grunde herzlich mehr und weniger verstehe, als mir je lieb ist. Ist das Ganze nicht ein seltsames Spiel? Wirft man einen Blick auf die kleine Erinnerung, wird man nur feststellen, dass sie schon wieder ein Jahr älter geworden ist. Ich folge dir heute nicht, auch nicht morgen - stattdessen hoffe ich, dass du einen Gedanken an mich für den übermorgen aufhebst. Ein Herz auf der Hand, mein Kopf in der Hosentasche, stattdessen viel Farbe und Fantasie an jedem Morgen.




© mimiroux


20111029

Adieu Welt.

Wundervoll. Diese vielen, vielen Gesichter schon am Morgen. Aber warum beschwere ich mich? Während ich hier in einem komischen Loch befinde namens krea-tief, nicht wirklich wissend was das jetzt bedeuten mag, krame ich ein verstaubtes altes Lied aus meinem Schrank hervor, das sich prompt wieder fest in meinem Kopf einnistet. Listig, diese Dinger, aber man fühlt sich gut dabei. Bin ich eigentlich wieder in eine kleine Rolle geschlüpft? Für mich war sie immer etwas größeres, aber irgendwann doch "old fashioned". Heutzutage geht es ja mit anderen Dingen zu. Anstatt sich die verliebten Gefühle gedankenzerbrechend zurechtzulegen, liegt man einfach nachts im Bett und hört auf dem Handy bedingt rauschfreies Radio. Man hüpft sich durch die vielen Kanäle durch bis entweder ein guter Oldie Song in den Ohren tanzt, irgendwelche Instrumentalisten namens René Oswald verkündet werden, am Thema Schuldenkrise und Co. stundenlang gelutscht, oder den Nachtlauscher selbstgeschriebene Prosa mit dem übergreifenden Titel "Texte aus der goldenen Feder des Chefs: Scheiß auf Schiller - Wosch liest Wosch" präsentiert wird, nachts um halb 1 Uhr. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen und nun sitze ich hier und höre wieder einmal dieses Lied. Aber die Sonne vermisst mich schon. Und ich vermisse einige Leute da draußen in der Wildnis und Stadtgewimmel. Adieu Welt! 


© mimiroux

20111022

Zirkus der jonglierenden Synapsen.


Eu Amo Gatos - Fotos da linha do tempo | via FacebookElegant sein, mit aller Heiterkeit und durchaus mehr Leichtigkeit im Herzen, will einem nicht immer ganz gelingen, allemal! Die Hitze des vielen Denkens macht uns müde, Gedanken nur schwitzen lassend. Manchmal eher rauchend würde ich meinen. Der reinste Zirkus der jonglierenden Synapsen! Wer sagt, dass ich den Eintritt bezahlen wollte? Mein Kopf spricht fließender français, als mein Herz je auf el castellano dichten könnte! Schicke Einladungen sind mir sowieso ein bekanntes Rätsel, wer soll denn bitte mein Kater in dieser Zeit füttern? Wahrlich amüsant malt die Ironie uns einen kleinen Streich auf die Nasenspitze, resolut kunterbunt, was an Aberwitz kaum vermisst, beglückwünscht vom zierdehaften Paradoxon. Schließlich verratet mir ein kurzer Blickfang meiner kantischen Vernunft, wie unbeholfen und gleichzeitig standhaft man in dieser Welt stehen kann.



© mimiroux



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"Es ist leicht, in der Welt zu leben, nach der Meinung der Welt; es ist leicht, nach der eigenen zu leben in der Einsamkeit; aber der große Mensch ist der, der mit perfekter Süße mitten in der Menge die Unabhängigkeit der Einsamkeit bewahrt."

- Ralph Waldo Emerson (Essays and Poems)


20111010

Verwelkte Herzensrisse.

Eine kleine Last fällt herab, wie ein Haar, das sich von einer Pracht löst und im Stillen an einem verlorenen Ort verwelkt. Vergleichbar ists mit einem Gedanken, der von einer Vergessenheit getilgt wird, während sein Gefühl im Inneren tief nistet. So zaghaft zärtlich die Fragmente der Traurigkeit selbst in die kleinsten Fingerspitzen schlüpfen. Wir jagen vermeintlichen Vorstellungen nach, maskiert in den schönsten Erinnerungen, kurzatmig wie der rote Herbst. Dann sind es aufrichtige Worte, die ein leeres Herz füllen, wo die Schwermut zuvor noch ein Mieter war. Was wir geben, sei es nun verpackt in Geste oder Wortgefüge, ist gleichsam kostbar, wie das, was wir bekommen. Wem ein Lächeln gebührt, ist gewiss eine Sache, die jedem selbst als Frage mit einer vernünftigen und sowohl herzlichen Antwort zu bekleiden ist. Wo einem das Herz ein klein wenig zerbrochen wird, so findet man doch stets ein anderes, das einem die Risse füllt.






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"Liebe, die von Herzen liebt, ist am reichsten, wenn sie gibt." - Emanuel Geibel

(Gewidmet an Ngoc Han Chau und an diejenigen, die bei mir sind.)

20111005

Abschied.

FOLLOW ME I FOLLOW BACK GUYS <3






Ich habs entdeckt. Gesehen, in deinen geschlossenen Augen, als du so neben mir lagst und ruhig geatmet hast. Die Tatsache lag in meiner Hand, dein Herz verweilte schon längst woanders, und der stille Abschied schlief direkt in unseren Träumen.


© mimiroux

20111002

Schallplatten über treue Herzen.


Es passiert mal, wie es kommt und geht: Man verliert sich ein klein wenig selbst in jenen kurzatmigen Momenten, wenn das Herz schon längst auf der Vermissten-Anzeige abgedruckt ist. Wie oft lächelt einem dann die Frage ins Gesicht: Was wollen wir wirklich? Was bist du eigentlich für ein Mensch? Wer bist Du? Wir wünschen uns doch hin und wieder vieles, was man jedoch tatsächlich nach Hause geliefert bekommt - ganz persönlich vom Postboten der Firma "Realität GmbH" - sind schön verpackte Tatsachen, unverständliche Erlebnisse und ein paar alte Socken.





Wenn ich meine an der Wand hängenden Schallplatten betrachte, während die Gedanken eine nachdenkliche Runde gehen, wünsche ich mir, man könnte elegant und charmant Situationen aus dem eigenem Leben mit einem neuen Lied überspielen. So musiziert das Leben aber nun mal nicht. Eine von Handeln, Denken und Erfahrungen bedruckte Spur lassen wir hinter uns, wie wenn eine Saphirnadel eines Plattenspielers musikalisch über die Rillen spaziert. Eingraviert, irreversibel und beschränkt abänderbar.



Was wir uns letztenendes in Wirklichkeit wünschen, ist in vielerlei Hinsicht das tiefherzige Glück und die eigene, bescheidene Zufriedenheit mit der Welt. Wir leben wohl nur einmal, und wir sind nur dieses eine Mal wir selbst. Zu schätzen wissen, was wir bekommen. Die unumkehrbaren Tatsachen und menschlichen Fehlern zu akzeptieren. Sich selbst am herzlichsten zu bewahren, wie auch die Menschen um dich herum. 

Wir leben, wir denken, wir handeln, wir lieben, wir vermissen, wir weinen, wir lachen, und wir wagen es nicht zu bereuen. Wir sind, wie wir nun mal sind und gehen weiter, unserem Herzen treu und mit der Liebe zur Welt in der rechten Brusttasche.


© mimiroux

20110918

Ein Herz, das laut denkt.


Ein Herz denkt eigenständiger als manch einer vielleicht vermuten mag. Die Spielerei mit vielerlei Gedanken, versunken in das Lied eines Mittagsregens, während wir uns eine verlorene Strähne aus dem Gesicht fischen. Wie viel kann man durchschauen? Sei es ein einzelnes Gefühl, eine ganze Persönlichkeit oder ein einzig gesagter Satz. Dann wollen wir alle doch nur ein bisschen aus unserer eigenen Haut heraus. Mir entrückt ein kleines Lächeln. Ich erinnere mich an ähnliche Worte eines Freundes, die mir durch den Kopf spazieren: Wir können uns die Welt noch so schön ausmalen, wie es uns beliebt. Doch wir werden sie erst verstehen, wenn wir ihre Tatsachen akzeptieren. Regentropfen am Fenster schmunzeln mich nostalgisch an, erzählen mir von Trübsal und kleinen Sehnsüchten, während die Welt dabei ein wenig ungerechter wirkt. Selbst der warme Tee schmeckt auf einmal tröstlich und mein Shirt habe ich auch schon zerschnitten. Ich wundere mich. Dinge, die wir vergessen haben, werden hin und wieder von einem Traum aufgegriffen. Entlaufen ins trübe Bewusstsein, zeigen sie wohl das, was wir im Grunde unbemerkt vermissen. Der kalte Wind schmeichelt meiner Wange. Der Regen flüstert leise in den Nachmittag hinein. Erst jetzt bemerke ich: Es ist ein Herz, das nachts laut denkt.





© mimiroux

20110912

Holly.

Breakfast at Tiffany's | via Tumblr

Wenn ich mich wieder einmal wie eine Holly aus Breakfast at Tiffany's fühle, frage ich mich, wann ein rebellierendes Herz anfängt ein wenig vernünftiger zu denken. Aber vielleicht ist es das was wir lernen müssen, wenn wir erwachsen werden, dass wir nichts auf ewig festhalten können.



© mimiroux

20110905

Tea leaf.



"Your scent is soothing like mint,
carried to me by a breeze of wind
A smile, as gentle as camomile,
show it more often once in a while.
When I catch a cold you're my lemon plus Honey
You can make the most rainy days sunny
In hot summer a tall glass of iced tea.
Exactly what I want and need.
Never ask me again which type of tea you are.
Every answer is not near but far.
Because you can never be found like one of a kind;
The tea leaf in my cup of life."

- Bach Le Duc
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Ein so herzliches und freundschaftliches Gemüt! Eine die mir Freude schenkt, ein Lächeln ganz dezent zaubert, und ein sowohl achtsames Gehör als auch mit gutherzigem Rat umgarnte Stimme besitzend, für alle trübseligen Momente. Und trotz der charmanten Sinnfreiheit und fiesen Absurditäten, ebenso des Widersinns ein solch "vampirisches Geschöpf" mit einer allzu launenhaften und für mich selbst unliebsamen Art zu ertragen, kann ich diesen Menschen wohl doch nur sehr gern ins Herz schließen!smile emoticon heart emoticon (Für einen sehr lieben Freund.)

20110904

Junge Damen und die Liebe.


Ein bewölkter Tag. Aussicht auf Regen. Mit der letzten gemütlichen Tasse heißem Kaffee, ein letzter Schluck, kein zweiter wird mir vergönnt sein. Das Jane Austen-Buch wird zur Seite geschoben, die letzte Passage rief herzlichst ein Amusement in mir hervor, ich schmunzelnd darüber:



"Denn falls es wahr sein sollte, was ein berühmter Schriftsteller behauptet hat, nämlich daß es keiner jungen Dame zusteht, sich zu verlieben, ehe der Herr ihr seine Liebe erklärt hat, dann muß es sehr unpassend sein, wenn eine junge Dame von einem Herr träumt, bevor feststeht, ob der Herr zuerst von ihr geträumt hat."


Wohl wahr, denkt nicht jedes weibliche Geschöpf mit dieser beinahe ausnahmslosen Logik, sei es mehr oder minder auch nur ein Vorwand, um ein unausgesprochenes Zugeständnis elegant zu verstecken?

Ich empfehle mich für den heutigen Nachmittag, mit der charmanten Audrey Hepburn, leckerem Chai Tea, und tiefgründigen wie sinnfreien Gespräche über Gott, die Welt und die unausstehliche Liebe 




© mimiroux

20110903

Unberührte Gefühle.


Es war das erste Mal, dass ich diesen mir noch unbekannten Weg entlanglief, aber das Gefühl der Nostalgie flüsterte mir anderes zu. Die kalte Luft schlug mir sanft ins Gesicht, mich frierte es jedoch kaum. Ich dachte über die alten Zeiten, und über das jetzt der vielen Momente nach. Einiges veränderte sich, manchmal mit nur einem gefühlten Augenaufschlag, schneller, als man genau hinschauen konnte. Doch mein Herz blieb gleich, das Gefühl unberührt, in dieser kleinen Welt. Würde man jemanden glauben, wenn er dem anderen sagen würde, dass man ihn vermisst, wenn er nicht mehr da wäre? Ich könnte wohl genauso mit einer Wand reden - über alles, was mein Herz erdrückt - doch niemals wäre es dasselbe wie mit einer Herzensperson. Manchmal fühle ich, dass unser Lachen immer noch gleich geblieben ist, herzlich und ehrlich wie der gestrige Tag. Selbst wenn Umstände uns trennen mögen, ich werde immer nach deinen Worten lauschen, das Gefühl in mein Herz legen und dankbar dafür sein, deine Hand gehalten zu haben. Wenn wir uns wiedersehen, werde ich dich in meine Arme schließen, ganz fest, und den Moment in meinen Händen halten, solange ich kann. Denn unsere Wege sind noch lang, wenn auch nicht unendlich, und für immer.




© mimiroux

20110901

Irrtum und Eleganz.



Ich dachte, ich wäre wohl geschult, mehr oder minder in den meisten Dingen, was die Liebe betrifft, aber ich irrte mich wohl (da haben wir schon das erste irrtümliche Etwas). Mehr noch, scheinbar schaffe ich es nicht, was meine eigene Lage betrifft, elegant zu denken. Selbsttherapeutisch eine völlige Kopfschüttel-Situation.



© mimiroux

Untitled






"Here's my advice. Have a little faith, and if that doesn't work, have a lot of [irony and laughter]." 



- Blair Waldorf.

20110827

Narrheit und Stärke.


Man könnte wirklich meinen, man stünde allein in dieser großen Welt, und eigentlich gleicht sie doch nur einem kleinen Dorfe. 


Anderes jedoch scheint man schneller zu vergessen, als es liebenswert ist: Es ist ganz gleichgültig, mit welcher Last du zu kämpfen hast. Sieh dich um, und du wirst staunen, welche Beschwerlichkeiten jeder einzelne von uns in seinem Herzen tragen muss. Vieles erkennt man einfach nur nicht auf den einfachen Blick. Für diese Menschen ist es gleichermaßen hart, wie für einen selbst. Womöglich wird dann erst klar, für welch kindliche Angelegenheiten man manchmal seinen Kopf verliert. 

Growing upBevor du für andere stark sein kannst, tu dir einen kleinen Gefallen: Reiß dich zusammen. Wirf deine Narrheit weg. Hör auf so lächerlich zu sein und sei stark für dich selbst. Auch wenn das heißt, Schwäche zeigen zu müssen. Denn keiner von uns ähnelt jeglicher Perfektion. Wir fühlen, wir irren, wir begehen Fehler. 

Und genau das macht uns nur menschlicher und stärker.



© mimiroux

20110821

Pure Narrheit.


indie | Tumblr




Wie schwer ist es, das zu finden, wonach man sucht? Man sagt, was man verschenkt, kann man nicht mehr leichter verlieren, als zuvor. Genauso ist es oftmals mit Worten. Einmal gesagt können sie noch lange in unserem Gedächtnis eingebrannt sein, manchmal aber verblassen sie nach der fortschreitenden Zeit. Dann liegt es meistens am eigenen Glauben, nicht mehr daran festhalten zu können. Oder am Verlust der Bedeutung, die einst in die Worte gelegt wurde. Man klammert sich an leere Silben. Pure Narrheit.




© mimiroux

20110815

Rain in the desert.




"I’m drowning in my own memory.
Like a following cloud they keep on bothering me.
And I’ll try to forget all of them.
But they stick on me like dust on a gem.
Were I just another shoulder you could borrow?
A person you could give pain and sorrow?
But sometime this love will vanish like smoke.
Burning away like the cigarettes which I smoke.
Cause waiting for us to be together ,
Is like waiting for rain in the desert."


- Bach Le Duc

20110812

Wir sind Killer.

Kiss slowly with passion♡




Was ewig existierte, war die Zeitlichkeit der Welt. 

Ich kenne den Schmerz, den wir niemals aussprachen, haftend an jene Erinnerungen von dir und mir. Wir sind Killer, getrieben vom Durst auf den Gedanken nacheinander, und doch ertrinken wir so mühelos an ihnen. Innehaltend warte ich auf die Zeit, die alle lieblichen Worte sukzessiv verspeist und tilgt, bis auf die letzte törichte Silbe.

Ich erinnere mich.


© mimiroux

20110805

Freundschaft.

Ein Freund sagte einmal spätabends zu mir: "Schön, dass es dich gibt :)" Er lächelte, und fügte noch hinzu: "Ich finde Menschen sagen des viel zu selten... bzw. nie zu Menschen die sie schätzen. Aber du sollst es wissen"

FriendsWir kennen uns inzwischen mehr als 6 Jahre. In all der Zeit, war es das erste Mal, dass er das zu mir sagte. Es kam plötzlich, ohne viel Vorwarnung, und überraschte mich. Doch dadurch wurde mir in einem Atemzug bewusst, wie unglaublich wertvoll die Zeit und Erinnerungen sind, die wir miteinander nach Jahren der Freundschaft teilten. Nicht nur mit ihm, sondern auch mit all diejenigen, die in mein Leben eingetreten sind. Und an meiner Seite blieben, bis zum heutigen Tag.

Ich bin dankbar, für so wundervolle Menschen, sie zu kennen und sie in meinem Herzen tragen zu dürfen. Ich bin dankbar, für den unglaublichen Halt und die seelische Stärke, die nur das Fundament durch ihre liebenswürdigen Worte und Taten finden. Ich bin dankbar für die unersetzbaren und unglaublich verrückten Momente, die ich mit diesen Leuten erleben durfte. Und für die Erinnerungen, die bis heute ungetrübt in meinem Gedächtnis verwahrt werden. Selbst das kleinste Schweigen, der größte Schwachsinn, die vielen Sorgen, die ungetrübte Heiterkeit - jene Fragmente sind kostbar.

Aber all das, vermag ich kaum in all den herzlichen Worten und Sätzen verpacken zu können.
Deshalb sage ich einfach:


Schön, dass es euch gibt.


Danke, Sebastian

(Für dich: http://www.youtube.com/watch?v=ocEPkkq0QWI)


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20110725

Grenzen.


It's just me - angeldreams - angeldreams.pinger.plManchmal ist es schwierig, selbst gesetzte Grenzen zu sehen... bis wir sie überschritten haben. Das ist der Zeitpunkt, wo wir hoffen, dass uns unsere Freunde wieder zurückholen und uns etwas geben, woran wir uns festhalten können. Und dann gibt es noch die klar gekennzeichneten Grenzen. Wenn wir es erst einmal gewagt haben diese zu überschreiten, führt manchmal kein Weg mehr zurück.



© mimiroux

20110715

Lullaby of Birdland.


"Es gibt Momente im Leben, wo du jemanden so sehr vermisst, dass du ihn aus deinen Träumen entführen möchtest, um ihn wirklich zu umarmen."

Wolken. Nichts als trübe Wolken, hängend am Himmel, ohne auch nur einem winzigen Regentropfen den F
all zu gewähren. Nicht mehr als trostlos, nicht weniger sehnsüchtig meine balancierende Gedanken, so spielerisch umwickelt wie eine Strähne um meinen kleinsten Finger.

Ein liebliches Wolkenkuckucksheim, eine Schaukel für eine trist angehauchte Seele, um Seifenblasen träumerisch steigen zu lassen. Es ist eine kleine Welt in pastellfarbenen Tönen, die Melodie eines Schlaflieds zärtliche Kleckse hinterlassend, mehr ein Schmetterling für die zarten Ohren.

Wie zärtlich bitter ein "Lullaby of Birdland" sein kann, wie ein Kuss von dir zum Abschied.

"그리워요."



© mimiroux

20110710

Schweigsam.


hair | Tumblr
Ist es nicht charmanter, Geheimnisse für sich zu wahren? Mit schweigsamen Lippen und aufmerksamen Augen, die sehen was die offensichtliche Wirklichkeit ist, wenn das Herz erblindete: Nämlich Nichts.



© mimiroux

20110706

Kein Denker wahrer Gefühle.

Yolo


Es könnte schlimmer sein. Was hat das alles zu bedeuten? Ich lebe immer noch in einer verkehrten Welt. Und ich dachte wohl, ich wüsste vieles... dabei weiß ich in Wirklichkeit gar nichts. Es scheint, als wäre es nur ein kleiner Schritt, doch das Auge ist kein Maß für wahre Distanzen. ...und der Kopf ist kein Denker für wahre Gefühle.



© mimiroux

20110705

Wilde Seele einer vereinzelten Indianerfeder.




Ein Spiegel lügt nicht - ganz dezent und schamlos versteckt es bloß das, was nur unser reines Herz erblicken kann, für all die menschlichen Augenpaare ist es ganz und gar unsichtbar. Doch werden auch hin und wieder Schloss und Mauer erschaffen, die des Wesens wahre Gestalt verbergen, die alles und jeden in einen tiefen Nebel ertränken und Verborgenes grausam schnüren. Und während ich hier verweile, in diesem überzogen bunten und schönen Irrgarten, dessen Sackgassen mir verbliebene Hoffnungsfunken enteignen, verliere ich mich immer mehr im traurigen Zweifel. Vermag doch das rote Band mir noch einen letzten Halt geben, auch wenn alle Sicht verschleiert bleibt. All das Affentheater um mich herum verstummt im sanften Ton und flüchtet scheu in den Hintergrund. Doch sollte es nicht meine Art sein, des Herzens Blick zu verschließen, und den Nebeldunst meine Lungen erstickend füllen zu lassen. Öffne die Augen, ergreife die ausgestreckte Hand und bezwinge die Mauern. Der Weg liegt vor uns, das Wesen in ihrer Aufrichtigkeit ist der Schlüssel. Wir alle besitzen die wilde Seele einer vereinzelten Indianerfeder.




© mimiroux

20110704

Schaufensterspaziergang.


Ich streife durch die Straßen, nichts kann meine Gedanken zähmen, nicht einmal das Schweigen dieser Nacht. Welch eine Ironie! Wieder einmal laufe ich an diesem alten, teilweise verkommenen Laden vorbei. Ein Blick auf die Uhr. Ist es schon so spät? Das Lächeln von Audrey Hepburn durch das staubige Schaufenster sagt mir, die Zeit läuft noch allzu langsam voran. Ich lasse den schwarzen Melonenhut mitgehen, der einsam auf der Parkbank zurückgelassen wurde und setze meinen Spaziergang fort. Immer das gleiche, aber ich werde wohl nie wirklich davon loskommen. Don Antonio ist absolut ein Niemand dagegen, ach, wie ich diese Dinger hasse. Man hat mich ermahnt, eingeredet, doch ich komme da wohl so schnell nicht los. Jetzt fängt es noch an zu regnen, na toll. Etwas zu übermütig war ich, der Schirm ist an drei gebrochenen Armen gestorben, was mir im Moment lustigerweise weniger Leid tut. Ich sollte mir vielleicht auch gleich bei der nächsten Besorgung eine Packung Courage holen, und eine Flasche Lethargie - extra stark. Als ich mich umdrehe, sehe ich wieder Audrey vor mir, mit dem gleichen, charmanten Lächeln, doch ich gehe wieder einmal daran vorbei.




© mimiroux

20110620

Wirrsal.



Es sank in mir, monoton und gemächlich, wie eine träge Sanduhr. Halbleere Zuversichten taxieren mich mit widersprüchlichen Gedanken, es ist einfach zum verfluchen. Ich spreche hier schließlich von waschechtem Wankelmut, mein werter Freund. Eigentlich weiß ich längst weniger, als dass ich dich ganz und gar nicht zu kennen bräuchte. Im Grunde genommen sind wir alle ein Niemand von vielen, viele von noch mehr, ersetzbar in unmissverständlichster Weise. Wer spricht und redet schon im gleichzeitigen Takt, verschwenderisch raubt man sich selbst all die kurzlebige Zeit durch belanglose Anbiederungen. Verbogen und gewunden brüskieren sich die Worte, es ist ein irrsinnig borniertes Gefecht. Für keine zweite Sekunde werde ich innerlich denken, hoffen, sprechen oder gedanklich abschweifen, denn ich bin keine Heldin, und war niemals eine wagemutige Figur in jenem Spiel, wo es eine Leichtigkeit ist, den Verstand galant zu verlieren. Mich fragend, wer nun der wahre Narr in dieser verirrten Geschichte ist, wird mir absehbar bewusst, das alles in meilenweiter Distanz liegt, unerreichbar für ein dummes Herz. Also steige ich lieber ins Taxi und lasse das unersättliche Wirrsal einmal hinter mir, das ich niemals wollte.





© mimiroux

20110617

Dürre Beherztheit.


An welchen lieblichen Ort sollen mich meine Füße tragen, wenn ich doch scheinbar nirgends bleiben kann? Welche unwahrhaftigen Züge streifen mein heimliches Lächeln, als die Gedanken meine Lippen hauchend in den dezenten Schlaf küssten? Ich verliere Worte, jede kleine Zuversicht entgleitet auf Zehenspitzen aus meiner Hand. Wohin geht ein mildes Lächeln, wenn du es an ein aufmerksames Herz schenkst? Es ergreift schmerzlich den Kopf, so hörte ich es. Einen ersten Schritt könnte ich noch zaghaft wagen, einen zweiten leichtfüßig gehen, aber ich merke kurzerhand wie dürr meine Beherztheit in Wirklichkeit atmet. Am nächsten Morgen der Nacht werde ich mich abermals fragen, mein Blick abschweifend, fernab von dort, wo ich nicht verweilen kann.



© mimiroux

20110615

Regenperlen.


rain



Ich dachte, ich würde träumen... als der Regen in der heutigen Nacht so verspielt an meinem geöffneten Fenster klopfte. Und als ob ich es nicht schon selbst besser wüsste, war ein angehaltenes Schweigen das, was in diesem Moment am angenehmsten war. Hatte ich denn gar eine Wahl? Wie verhasst es mir ist, bei jenen Gedanken, dessen Denkinhalt voller Mutmaßungen ist, die mir kalt erschaudernd ans Herz gehen. 


© mimiroux

20110613

Türschwelle der Erinnerung.


Ich habe gesehen, wie die verschiedensten Menschen in mein Leben traten, wie durch eine Tür zu einem gemütlichen Häuschen. 

Jeder Einzelne verblieb eine Weile als Gast deines Alltags und deiner Gesellschaft, bis eines langen Tages der Moment kommt, wo sie sich wieder verabschieden werden. Manche dieser langen Tage vergehen schon nach Wochen, Monate oder vielleicht erst nach ein paar Jahren. Sehr wenige halten ein Leben lang. Eine Vielzahl dieser Menschen kommen womöglich wieder, manch andere bekommst du jedoch nie mehr zu Gesicht. Mit vielen dieser Besuche wird man unvergessliche Erinnerungen als Gastgeschenk erhalten, hingegen können die Erlebnisse mit dem einen oder anderen schnell verblassen, als wäre nichts geschehen.

Jeder Einzelne wird in diesem Häuschen ein Zimmer besetzen, das des festen oder besten Freundes bzw. Freundin, des Bekannten, des Kollegen... Es gibt unendliche
Namen für diese vielen Räume, ganz persönlich, individuell und öfter austauschbar, als man es je sofort bemerkt.

Es ist ein reges Kommen und Gehen, Bleiben und Verändern, nahezu einem natürlichen Kreislauf ähnelnd.

Was ich bisher aber nicht verstanden habe, wie ungewollt und schnell manches gehen kann. Es erscheint einem unglaublich unwirklich. Der Mensch, den du heute mehr als alles andere liebst, kann am nächsten Tag ein Fremder für dich sein. Der liebe Freund am folgenden Morgen zum verhassten Hintergeher. Die interessante Bekanntschaft zu einer vergessenen Bekanntschaft. Anders noch, kann eine Person, die du als besonders betrachtest, die Tür vor deiner erstaunten Nase zuschlagen, weil man scheinbar nicht die gleichen Empfindungen teilt.

Ich wundere mich, warum einige der vielen Abschiede oder Veränderungen (die am gefühlsbetonten sind) einem so schwer fallen können, obwohl uns doch vollsten bewusst ist, dass ein Kreislauf weder einen Anfang, noch ein Ende besitzt. Welcher Zeitpunkt in unserem Leben es auch sein mag, an neuen Bekanntschaften wird es kaum mangeln, wenn man sich dafür seinerseits auch ein wenig bemüht.

Wieso sich also wünschen müssen, Personen bei sich behalten zu wollen, die längst über eine andere Türschwelle getreten sind oder als veränderte Menschen wiederkommen?

Nichts ist ewig, und ist für die Ewigkeit geschaffen. Dinge geschehen, wie sie geschehen. Es ist nur aberwitzig zu wissen, dass wir das meiste letztendlich gar nicht beeinflussen können. Weder den größeren Teil unseres Handelns, Denkens oder gar unserer Gefühle. Noch weniger können wir andere dazu anhalten, sich nach unserem Hoffen und Wünschen gerichtet zu verhalten und zu sein. Somit können wir also auch niemals die sich schon längst verändernden Beziehungen wirklich festhalten. 

Wir sind unscheinbare Marionetten im Theaterspiel von etwas, das wir, wenn oberflächlich, aber niemals tiefgründig verstehen werden.



© mimiroux

20110612

UntitledIch denke, langsam muss etwas getan werden. Seht ruhig zu, wie weit ihr kommt! Es ist tatsächlich nahezu deprimierend, in aller feinster Weise. Am Ende werde ich hier doch nur stehen, alleine und mit vollem Herzen.


© mimiroux

20110611

Narben des Wankelmuts.



Ein großer Trubel, expandierend über unzählige Gedankenkontinente, unaufhaltsam und doch so unerwünscht. Wieso stellt sich ein innerer Monolog als nun mehr überwältigende Schwierigkeit heraus? Eine Rebellion des Herzens schreitet. Sie marschiert Tag und Nacht, wie eine feinspurige Welle, die grobe Narben des Wankelmuts in tief irritierender Farbe hinterlässt. Die kalte Fraglichkeit brennt infernalisch auf der Haut und dringt krabbelnd, stechend und wie eine langarmige Spinne kriechend hindurch, unter meine pochenden Adern. Man hört nichts, kein weiteres Wort fällt - die stummen Fragen murmeln kontinuierlich in fremder Sprache. Was wollte ich? Was sagtest du? Bewegte sich meine Stimme zu schnell oder war mein Herzschlag zu langsam? Jeder sterbende Tag versteckt neue und verweilende Rätsel, zum erneuten Nachdenken und sich Verdenkens verführend. Fragiles Herz, wo hast du deinen Verstand, deine vorgehaltene Hand? So schutzlos und verwirrt wird es ein leichtes sein, dich skrupellos zu schlachten, ohne, dass du es gar merken würdest. Der Schlächter spricht von naiven Wahnsinn, ein Spiel über die tanzenden Herzlichkeiten. Wie könntest du dir in die Augen sehen, kleines Etwas, wenn deine mühevoll erbaute Wand so derbe einreißt? Ein Weinen im stillen Nächtlichen weckt doch lediglich ein paar einsame Blüten aus ihrem Schlaf, verhallt aber ungehört in naher Distanz. Hinfort laufend, renne so schnell wie du kannst, bevor dich der ewige Unsinn unverhofft einholt und tief unter sich begräbt, in poröser und schamvoller Schwäche. Gedankenlos und leichtfertig, wie du bist... du bist mir zuwider. 


Ich hasse [d]ich.




© mimiroux


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"You should not love someone until you actually know what they are like and if you can't deal with it, [just let it go.]" - Erica.


20110609

Gespräch zwischen Herz und Verstand.

Lady in red


"Ich kann eben nicht aus meiner Haut heraus."
Ich seufzte, und warf ein erneuten Blick auf sein Buch. Obwohl er bezüglich seiner starren Miene mich wohl gekonnt zu ignorieren bedachte, las er nun schon seit 10 Minuten dieselbe aufgeschlagene Seite. Für einen kurzen Moment richtete ich meine Aufmerksamkeit auf eine junge und recht hübsche Dame, die sich gerade bei ihrem Begleiter für die eben liebevoll überreichten Rosen bedankte. Sie strahlte über ihr ganzes entzückendes Gesicht, dessen Züge eine angenehm weiche Nuance besaßen. Meine Mundwinkel bildeten ein unscheinbares Lächeln.
"Du kennst die Abmachung, nicht wahr?"
Ich sah den beiden Spazierenden - sie lachte gerade herzlich über einen Witz, den er machte - bevor ich darauf erwiderte.
"Es scheint mir, als hättest vor allem du nicht vergessen. Dir ist das immer noch sehr wichtig." Ich warf meinem Parkbanknachbarn aus dem Seitenwinkel einen direkten Blick zu. Es war keine Frage, lediglich eine kleine Nebenbemerkung meiner Feststellung. Ich wusste es jedoch schon länger... nein, eigentlich lang genug. Inzwischen hatte er sein Buch zugeschlagen und war meinem vorherigen Augenmerk gefolgt. Er hatte wohl aufgegeben.
"Eifersucht hat die Fähigkeit das Herz hässlich zu machen. Wusstest du das?" Er sprach in einem sehr ruhigen und nachdenklichen Ton.
Meine Augen ließen noch nicht von ihm ab. "Ich kenne diese Geschichten schon. Es ist nicht so, als ob ich mir das alles gewünscht hätte. Im Gegenteil.", sagte ich leicht mürrisch und wandte meinen Blick in die entgegengesetzte Richtung, doch jetzt war niemand mehr zu sehen. "Ich fühle mich richtig aufgewühlt, rebellisch wild und irritierend verwirrt zugleich, auch, wenn man es mir kaum ansehen mag." Die letzten Worte verließen meine Lippen nahezu in einem Flüstern.
"Mir ist ebenfalls nicht recht wohl bei der Sache", entgegnete er und strich sich langsam durchs Haar, als er sich zurücklehnte. "Dieses Gefühl mag heimlich dein eigen sein, und die freundliche Zuwendung dir im Moment geschenkt", er machte eine kleine Pause, "aber wer das Bleiben kennt, der sollte auch ein Bekannter des Vergänglichen sein. Was ist denn mehr ewig, als das Zeitweilige?"
Ich schloss meine Augen, während er sprach, mir wurde erst jetzt bewusst, von welcher Müdigkeit sie heimgesucht wurden. Egal, was ich im Augenblick fühlte, ich wusste, er würde darüber Bescheid wissen. Es war mehr als nur reiner Scharfsinn. Ihm war aber ebenso klar, dass ich erahnte, was er dachte. Daraufhin lachte ich leise. "Und wer der ständigen, zwanghaften Veränderung ausgesetzt ist, sollte sich selbst am meisten schätzen, ist es nicht so?"
Er verzog keine Miene auf meine Worte. "Wir brauchen alle Zeit", sagte er schließlich, "besonders du, mein Freund."
Nun lehnte ich mich gleichermaßen auf die Banklehne. "Anderes würdest du mir so oder so nicht sonderlich als Empfehlung ans Herz legen, oder?", kicherte ich, während meine Augen die vom Sonnenstrahlen durchfluteten Baumkronen betrachtete. Im stillen Nachdenken legte er seine schmalen Finger behutsam auf den Buchdeckel. Die Spitzen strichen über das gemalte Bild eines langhaarigen Mädchens, welches das Cover zierte. Es trug ein rotes, unschuldiges Kleid und ihre grauen Augen hatten etwas menschlich Warmes. Trotzdem machte sie einen tristen Eindruck.
"Ist ein sanftmütiges Schweigen nicht liebenswürdiger, als ein unvorsichtig naiv gesprochenes Wort?", fragte er mich fast schon rhetorisch. Ich erhob meine Stimme nicht, beziehungsweise, hatte ich kaum die Courage dazu. "Wenn die Nacht einmal zum Stehen kommt und die Herzlichkeit gar allmählich an besondere Worte verliert, solltest du der Erste sein, der ein Obdach findet. Selbst der kleinste Hauch von Wind würde deine Augen unwillkürlich benetzen." Er sprach sehr bestimmend, doch gleichzeitig hörte ich die sorgfältige Rücksicht heraus.
"Das wars dann also?", brach ich mein Schweigen, wobei ich selbst nicht recht wusste, wo das Ganze endete. Er verstummte für einen Augenblick, so dass es schien, als würde er seine Antwort gerade zurechtlegen.
"Solange die alten Gewohnheiten noch mit aufrichtiger Bedeutung gepflegt werden... aber dir ist sicher nicht entgangen, wie ich vehement dazu stehe."
Er brachte mich damit tatsächlich noch zum Schmunzeln. "Es ist ziemlich spät, nicht wahr? Auch, wenn du womöglich recht hast." Es klang ein wenig bittersüß. "Wie immer ein großer Denker, und ich bin hier lediglich ein Gefühlsbrocken", witzelte ich amüsiert, aber mein Blick war wundersam apathisch.
Er bemerkte es, faltete seine Hände zusammen und starrte wortlos in die Ferne. Man konnte das frühe Singen der weit entfernten Vögel belauschen. Es war wieder Morgen.
Als er sich wieder das Buch besah, weinte das Mädchen.



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