20110523

Staub und Sandspur.


Wo kann ich hingehen, um zu bleiben? 
Meine Füße wandern auf und ab, unter mir ersteckt sich leise das feinste Sedimentgestein, der schlummernde Sand in der Nacht. 
Die Kälte schlägt mir umhüllend ins Gesicht, erbarmungslos. Doch nun liege ich hier, auf sanften Schlangenlinien, die sich von Hügel zu Hügel über die Wüste ziehen. 
Ein verlorener Gedanke spaziert die linke Wange entlang, wo er sich an der Kinnspitze schmerzlos verabschiedet. Mir fehlen unzählige Worte, jegliche gedanklichen Ansätze und mehr noch: Eine gewisse Feinfühligkeit. Ich selbst habe nie das Buch gefunden, der unausgesprochene Gedanken in dichterischen Zügen niederschreibt. So irrte und verwirre ich, mich und die anderen Stimmen. Meine Eigene habe ich vergraben, ob es ein Versuch bleibt, sei ohne Antwort in ungewisser Aussicht gestellt. Die Sandkörner brennen in meinen Augen. Der Wirbel reißt mich mit, und ich frage mich, woraus diese Kraft entspringt. Wenn der verzweifelte Durst mit dir spricht, kann ein Anfänger nur erschwert eine Antwort formulieren. Das Herz pocht, unruhig und orientierungslos, im gleichbleibenden Takt. Eine Löwentatze wollte ich sein, stark und farbkräftig, ohne gewillt sein zu müssen, fremde Wurzeln zu schlagen. Eine märchengleiche Wüstenblume ist das Einzige, was meine Augen entdecken, der wallenden Hitze trotzend, bis die allzu kurze Lebenszeit ihr ganz und immer entläuft. Was bleibt sind die dornigen Überbleibsel von scheinbar stummer Abweisung. Keine einsame Berührung schenkte ich ihr, aber weshalb flüstert mir eine innere Achtsamkeit über ein ratloses Begehen? Das Wahre ist womöglich eine kleine Fiktion, das lügnerische Spiel sollte kein Fakt sein, in keiner lieblosen Intention. Die Stimme, die versagt, in jenem stürmischen Moment; wortlos wandert die schwarze Tinte über atemlose Zeilen. Gar vielleicht vermag ich zum verschlafenen Lied singen können, jedoch hält mich die Zeit wie in einer Uhr voll schwerem Sand zurück. Was kann ich sagen, um zu sprechen?


Am Ende zerfalle ich doch nur zu Staub, während die letzte Klaviernote im Dunst langsam zum Schweigen kommt. Vielleicht ist das auch besser so.



© mimiroux

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