20110420

Das Liebeskummer des Augusteum.

"Lieber David, wir haben lange nichts voneinander gehört, und ich hatte Zeit zum Nachdenken. Weißt du noch, wie du gesagt hast, wir sollten unglücklich zusammen sein, um glücklich zu sein? Betrachte es als Beweis meiner Liebe, dass ich so lange und mit aller Kraft der Hoffnung nachhing, dieser Vorschlag könnte funktionieren.




Aber... Ein Freund zeigte mir neulich ein ganz wunderbaren Ort, das Augusteum. Kaiser August ließ es für seine sterblichen Überreste erbauen. Die Barbaren haben es zerstört, mitsamt mit allen anderem. Augustus, der erste große römische Kaiser. Wie hätte er sich vorstellen können, dass Rom, für ihn die ganze Welt, eines Tages in Trümmern liegen würde?
Es ist einer der stillsten und einsamsten Orte Roms. Die Stadt wuchs durch die Jahrhunderte um das Augusteum herum. Es erscheint einem wie eine kostbare Wunde, wie Liebeskummer, an dem man festhalten will, weil es so angenehm schmerzt. Wir alle wollen, dass immer alles so bleibt, wie es ist, David. Wir nehmen es hin, unglücklich zu sein, aus Angst vor Veränderungen. Aus Angst, alles könnte einstürzen. Und dann sah ich mich dort um. Sah die Spuren des Chaos, die es erlitten hat. Wie es umfunktioniert wurde, verbrannt und geplündert, und danach einen Weg fand wieder neu zu entstehen. Und da war ich beruhigt. 


Vielleicht war mein Leben gar nicht so chaotisch, vielleicht ist es nur die Welt und die einzig wahre Falle ist, sich an irgendwas zu klammern. Zerstörung ist ein Geschenk. Zerstörung ist der Weg zum Wandel. Selbst in der ewigen Stadt hat das Augusteum mir gezeigt, dass wir stets auf die endlosen Wellen des Wandels gefasst sein müssen. Wir verdienen beide etwas besseres, als ein gemeinsames Leben, an dem wir nur aus Angst vor Zerstörung festhalten."



- Elizabeth Gilbert (from Eat, Pray, Love)



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