Ich bleibe stehen. Der Regen hatte nicht aufgehört herabzufallen, meine ausgestreckte Hand mit unzähligen kleinen Perlen zu beschmücken, mein ganzes Haar war völlig wirr und durchnässt. Dabei gab es gar keine gebrochenen Wolken, keine Leute um mich herum, die routiniert ihre bunten Schirme aufspannten, als ich mich wohl gar erstaunt umsah. Komisch. Ganz vom Regen unberührt, gehe ich einen Schritt weiter, nur um daraufhin wieder zum Stehen zu kommen. Rief nicht jemand nach mir, eine vertraute Stimme mit herzlichen Worten von ganz fern? Oder irrten meine Sinne im Nichts? Doch niemand konnte ich mit meinem Blick erhaschen, war ich schon die lange Zeit allein? Stieg doch dieser bekannte Geruch in meine Nase, das ganz flüchtig dann entflohen. War es eigentlich nur ein kleiner Schritt gewesen, so konnte nicht alles um mich herum verwischt worden sein? Spürte ich eben noch einen ganz festen und warmen Händedruck, schnell verschwunden, als ich kurz blinzelte. Seltsam. Nun beginne ich zu laufen, so wie jemand, der aus ungewisser Angst flüchtete, sich erhofft einen versteckten Ort zu finden, irgendwo fort aus dieser konfusen Welt. Stunden vergingen wie Minuten, die sich heimlich wie Sekunden verkleideten. Als würde ich in etwas rein gelaufen sein, stieß ich auf eine harte, mir nicht sichtbaren Wand. Ganz irritiert, die Hände auf diese Barriere ruhend, drehte ich mich herum, wo eine weitere Wand meine Absichten nichtig machte. War ich endgültig die Witzfigur einer aberwitzigen, tragödischen Komödie der annähernden Genre "Verwirrungen und Kafkaesk" geworden? Möge man mir das nicht antun, sah es aber nur schlecht aus für meine hoffnungslosen Zweifel. Dann, mit einem Male, wurde mir eine erschreckende Tatsache klar, mein Gedankengang sich schleichend davonbewegend, in diesem stummen Moment: Mein Herz war stehen geblieben. Kein Schlagen, kein Pochen, kein Klopfen, nicht mal ein noch so kleiner Schritt. Mein Atem ging ruhig und sanft, es stand mir die schreckhafte Verwunderung in den aufblitzenden Augen. Ich war tot, gestorben in einer tief verkehrten Welt. Lächerlich. Ich war ertrunken in den alten, verhedderten Erinnerungen, willkürlichen Wahrnehmungen und der zerschmetterten Hingezogenheit, sodass ich kaum zu wissen vermag, was dies bedeutete, denn alles lief allzu hastig an mir vorbei. Dabei möchte ich doch nur aufrichtig sein.
© mimiroux