20110427

Letters to Juliet.

 
"Liebe Claire,

'Was' und 'Wenn' sind zwei völlig harmlose Wörter. Aber, setzt man sie nebeneinander, haben sie plötzlich die Macht einen für den Rest des Lebens zu verfolgen. 'Was, wenn...?', 'Was, wenn...?', 'Was, wenn...?'

Ich weiß nicht, wie Ihre Geschichte ausgegangen ist, aber wenn das, was Sie damals empfunden haben wahre Liebe war, dann ist es nie zu spät. Wenn es damals wahr war, warum sollte es nicht auch heute wahr sein? Sie müssen nur den Mut aufbringen, Ihrem Herzen zu folgen. Ich weiß nicht, wie sich Julias Liebe angefühlt hat. Eine Liebe, die einen dazu veranlasst, seine Liebsten zu verlassen, Meere zu überqueren. Aber ich will daran glauben, dass ich, wenn ich sie je eines Tages erlebe, ich den Mut aufbringe sie zu ergreifen. 

Und Claire, wenn Sie das nicht getan haben, dann hoffe ich, dass Sie es noch eines Tages tun. 


In aller Liebe, Julia."



- Sofie. (from 'letters to juliet')

20110426

Kalte Herzen im Regen.



Ich bleibe stehen. Der Regen hatte nicht aufgehört herabzufallen, meine ausgestreckte Hand mit unzähligen kleinen Perlen zu beschmücken, mein ganzes Haar war völlig wirr und durchnässt. Dabei gab es gar keine gebrochenen Wolken, keine Leute um mich herum, die routiniert ihre bunten Schirme aufspannten, als ich mich wohl gar erstaunt umsah. Komisch. Ganz vom Regen unberührt, gehe ich einen Schritt weiter, nur um daraufhin wieder zum Stehen zu kommen. Rief nicht jemand nach mir, eine vertraute Stimme mit herzlichen Worten von ganz fern? Oder irrten meine Sinne im Nichts? Doch niemand konnte ich mit meinem Blick erhaschen, war ich schon die lange Zeit allein? Stieg doch dieser bekannte Geruch in meine Nase, das ganz flüchtig dann entflohen. War es eigentlich nur ein kleiner Schritt gewesen, so konnte nicht alles um mich herum verwischt worden sein? Spürte ich eben noch einen ganz festen und warmen Händedruck, schnell verschwunden, als ich kurz blinzelte. Seltsam. Nun beginne ich zu laufen, so wie jemand, der aus ungewisser Angst flüchtete, sich erhofft einen versteckten Ort zu finden, irgendwo fort aus dieser konfusen Welt. Stunden vergingen wie Minuten, die sich heimlich wie Sekunden verkleideten. Als würde ich in etwas rein gelaufen sein, stieß ich auf eine harte, mir nicht sichtbaren Wand. Ganz irritiert, die Hände auf diese Barriere ruhend, drehte ich mich herum, wo eine weitere Wand meine Absichten nichtig machte. War ich endgültig die Witzfigur einer aberwitzigen, tragödischen Komödie der annähernden Genre "Verwirrungen und Kafkaesk" geworden? Möge man mir das nicht antun, sah es aber nur schlecht aus für meine hoffnungslosen Zweifel. Dann, mit einem Male, wurde mir eine erschreckende Tatsache klar, mein Gedankengang sich schleichend davonbewegend, in diesem stummen Moment: Mein Herz war stehen geblieben. Kein Schlagen, kein Pochen, kein Klopfen, nicht mal ein noch so kleiner Schritt. Mein Atem ging ruhig und sanft, es stand mir die schreckhafte Verwunderung in den aufblitzenden Augen. Ich war tot, gestorben in einer tief verkehrten Welt. Lächerlich. Ich war ertrunken in den alten, verhedderten Erinnerungen, willkürlichen Wahrnehmungen und der zerschmetterten Hingezogenheit, sodass ich kaum zu wissen vermag, was dies bedeutete, denn alles lief allzu hastig an mir vorbei. Dabei möchte ich doch nur aufrichtig sein.




© mimiroux

20110423

Alles in der Welt und Nichts.

Untitled
Es ist eine unausgesprochene Gegebenheit nach Wolken nicht greifen zu können. Was änderte sich nach all der entlaufenen Zeit? Sie läuft immer weiter; Erinnerungen hinterlassen Sandspuren, die vergraben werden, unter Wellenrauschen der Pazifik. Aber ich bin nicht traurig darüber.


Das Haar ist so leicht über die Schulter gelegt, ein Atemhauch, das leise das Fenster beschlägt, während Fingerspitzen einsame Regentropfen antippen. Sie haften lieblich auf der anderen Seite, unerreichbar für den Tastsinn. Um kleine Gefallen bitte ich nicht. Ich singe und spiele das Stück, das keinen Kenner gönnt. Im Alleingang sitzt mir das Kleid besser, als wenn eine zweite Seele daran nagt. Löcher wie vom Mäuseschmaus, eine unschöne Sache.

Kleine Hingebungen verfangen sich in Worte, von der Stimme leise geküsst. Hast du jemals spazierende Schmetterlinge gesehen? Lass meine Hand los, solltest du sie jemals ergriffen haben. Ein kleines Wort, ganz übersehbar, bedingt entbehrlich, irgendwo sitzend zwischen tausenden von Seitenzahlen von Notizen und Unwichtigkeiten. Nichts kam mir fremder und vertrauter vor, diese komisch herzliche Anhänglichkeit.

Spüren wirst du den schleichenden Wind. Es ist der schöpfende Atem meiner Gedanken, kreiselnd an dir vorbei. Während kleine Schmeicheleien sich in Sätze verlaufen, allzu einfach ohne vielmehr Belang, ist die Stimme ein schweigendes Buch. Wohin gehen Schritte, wenn sie einsam sind?

Wie lethargisch ich darüber denke, und es eben vielleicht gar nicht artikuliere. Es sollte bei einem Versuch bleiben, mir etwas erzählen zu wollen, über jene Abenteuerlichkeiten, die für mich in unverständlichen Augenblinzeln untergehen. Illustrierte Gedankengänge verziert mit feiner Eloquenz, erstrecken sich heimlich zum verbleibenen Rätsel.

Hier stehe ich. Dort stehst du. Mehr vermag selbst das Herz nicht zu lüften. Denn niemand von uns muss sich dieses wortlose Spiel antun. Mit leichter Stimme singt jemand soloistisch ein Lied über Alles in der Welt und Nichts.



© mimiroux

20110420

Das Liebeskummer des Augusteum.

"Lieber David, wir haben lange nichts voneinander gehört, und ich hatte Zeit zum Nachdenken. Weißt du noch, wie du gesagt hast, wir sollten unglücklich zusammen sein, um glücklich zu sein? Betrachte es als Beweis meiner Liebe, dass ich so lange und mit aller Kraft der Hoffnung nachhing, dieser Vorschlag könnte funktionieren.




Aber... Ein Freund zeigte mir neulich ein ganz wunderbaren Ort, das Augusteum. Kaiser August ließ es für seine sterblichen Überreste erbauen. Die Barbaren haben es zerstört, mitsamt mit allen anderem. Augustus, der erste große römische Kaiser. Wie hätte er sich vorstellen können, dass Rom, für ihn die ganze Welt, eines Tages in Trümmern liegen würde?
Es ist einer der stillsten und einsamsten Orte Roms. Die Stadt wuchs durch die Jahrhunderte um das Augusteum herum. Es erscheint einem wie eine kostbare Wunde, wie Liebeskummer, an dem man festhalten will, weil es so angenehm schmerzt. Wir alle wollen, dass immer alles so bleibt, wie es ist, David. Wir nehmen es hin, unglücklich zu sein, aus Angst vor Veränderungen. Aus Angst, alles könnte einstürzen. Und dann sah ich mich dort um. Sah die Spuren des Chaos, die es erlitten hat. Wie es umfunktioniert wurde, verbrannt und geplündert, und danach einen Weg fand wieder neu zu entstehen. Und da war ich beruhigt. 


Vielleicht war mein Leben gar nicht so chaotisch, vielleicht ist es nur die Welt und die einzig wahre Falle ist, sich an irgendwas zu klammern. Zerstörung ist ein Geschenk. Zerstörung ist der Weg zum Wandel. Selbst in der ewigen Stadt hat das Augusteum mir gezeigt, dass wir stets auf die endlosen Wellen des Wandels gefasst sein müssen. Wir verdienen beide etwas besseres, als ein gemeinsames Leben, an dem wir nur aus Angst vor Zerstörung festhalten."



- Elizabeth Gilbert (from Eat, Pray, Love)



Noch ein Glas Lethargie, bitte!

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Ich wusste, ich würde dagegen verlieren. Doch es war nicht einmal ein Kampf, das dort unten stattfand. Es war das Herz, das rebellierte. Ein genügsamer Blick, der mir Worte zuflüsterte, über Verlangen und Träume, von denen ich wusste, dass sie schon immerzu der kleinen Wahrhaftigkeit entsprachen. Ich denke mir, wie entzückend all das sein mag. Noch ein Glas Lethargie, bitte!


© mimiroux

20110417

Et Aprés.


"Jemand hat mir mal gesagt, das Wunder des Lebens liegt im Hier und Jetzt. Ich werde bald sterben, und doch... beherrscht mich die Angst nicht mehr. Das Leben ist voller Reichtümer. Die Gesten. Das Lachen. Die Freude, die wir geteilt haben. Ich erinnere mich an alles. Ich erinnere mich an dein Atmen, wenn du im Auto geschlafen hast. Mamas Gesicht, wenn sie uns gesehen hat. Wir haben viele Dinge zusammen gemacht, sehr sehr viele Dinge. Ich habe viel gelernt. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt. Gib dich deinem Glück hin. Genieße jeden Augenblick. Und vorallem, sei nicht unglücklich, wenn du an mich denkst. Sei nicht traurig. Und eines Tages, wenn du mit mir reden möchtest, wenn du es wirklich willst, such dir einen Ort aus, den du magst. Ein Ort, an dem wir früher zusammen waren. Du wirst mit mir reden können, das wirst du sehen, denn ich werde da sein. Und merk dir, schäm dich nicht den Menschen, die dir etwas bedeuten zu sagen, dass du sie liebst. Ich liebe euch sehr, euch beide." 


- Nathan (from Afterwards / Et Après)