20101010

Kalte Blüten.

daisies hair

Ich möchte traurig sein, im Trübsal Seifenblasen hauchen, und mich unter meinen viel zu vielen Gedanken vergraben, nur diesen einen Moment lang. Unentschlossenheit, damit vor einem abzweigenden Weg stehend, es zermürbt meine triste Seele. Doch mehr als das, ist mir vollstens bewusst, dass ich es ertragen werde, ungeachtet der Intensität, dem Mühsal entgegenwirkend, denn andere Herzens Laster mögendeutlich größer sein als die meine. 


Kleine, zerbrechliche Blume, lass deinen Kopf nicht hängen, der kalte Wind beschert dir sichtlich kein besseres Ergehen. Er reißt dich sanft aber erbarmungslos mit, ist das nicht peinigend? Ich nehme dich mit, mit deinen noch vom Regen feuchten Wurzeln, meine Bedenken über das Eingreifen in die Natur schiebe ich mit meiner gut gemeinten Absicht beseite. Jetzt sind einzig wir beide hier, du und ich. Es wäre ein leichtes, dich mit allem zu verschlingen, mit Blüte und Blatt, so wehrlos, wie du es gerade bist. Aber selbst als einzelgängerisches Pfotentier, kann ich das nicht übers Herz bringen, zu sehr sehe ich in dir die unbeholfene Hilflosigkeit in mir selbst.

Erzähl es mir. In deinem zart flüsternden Ton, deine Gedanken, deine Gefühle, dein Alles. Doch schweige lieber. Denn manchmal genügt ein Blick der Augen, um zu sagen, nach was Hunderte von Worten in der Tiefe nicht zu greifen fähig sind, meine Stimme schweigt. Was ist diese Unerträglichkeit, die ich nicht zu deuten vermag, zu verfremdlichend wirkt es auf mein stummes Herz, ich frage mich: Warum? Sind es die Erinnerungen, die ich mir unbewusst in die Vergessenheit wünsche? Bin ich hierbei seltsamerweise immer die Sorte von Mensch gewesen, die solche Fragmente in eine verstaubte Kiste ganz hinten im Dachboden versteckt, und beunruhigend stillem Herzens dann davonspaziert. Oder ist es der Bruch meiner Emotion? Ich fühle mich leer.

Wie ineinander laufende Farben, ein Wechsel vom warmen Rot ins kühle Blau, so sehe ich meine ambivalente Gestalt einsam am anderen Ufer des strömenden Flusses stehen, leblos das innerste Gemüt baumeln lassend, als ob die einzige Brechung der Stille mein Atem sein. Ich passe wohl nicht ins Gemälde, in diese Idylle, sagen die Gedanken, es ist falsch, und obwohl es noch so viel Harmonie ausstrahlt, meine Augen sehen nur lieblose Dissonanz. Liegt es an mir?

Nicht im Stande vorwärts zu gehen, oder in der Lage, einen Schritt nach hinten zu machen, verweile ich im dumpfen Nichts. Ein einziger leerer Körper. Ein steiniges Herz. Nur die langsamen Atemzüge verraten mich im schwachen Dunkel. Ich habe viel zu sehr Angst dich zu zerbrechen, kleine Blume, denn meine Samtpfoten sind zu ungeschickt für diese fragile Welt. Deshalb setze ich dich behutsam ab, und schließe meine Augen, nur für diesen einen Moment lang.


© mimiroux

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