20101024

Gleiche Herzen.

Es war das erste Mal, dass ich diesen mir noch unbekannten Weg entlanglief, aber das Gefühl der Nostalgie flüsterte mir anderes zu. Die kalte Luft schlug mir sanft ins Gesicht, mich frierte es jedoch kaum. Ich dachte über die alten Zeiten, und über das jetzt der vielen Momente nach. Einiges veränderte sich, manchmal mit nur einem gefühlten Augenaufschlag, schneller, als man genau hinschauen konnte. Doch mein Herz blieb gleich, das Gefühl unberührt, in dieser kleinen Welt. Würde man jemanden glauben, wenn er dem anderen sagen würde, dass man ihn vermisst, wenn er nicht mehr da wäre? Ich könnte wohl genauso mit einer Wand reden, alles, was mein Herz erdrückt, doch niemals wäre es dasselbe wie mit einer Herzensperson. Manchmal fühle ich, dass unser Lachen immer noch die gleiche ist, herzlich und ehrlich wie der gestrige Tag. Selbst wenn Umstände uns trennen mögen, ich werde immer nach deinen Worten lauschen, das Gefühl in mein Herz legen und dankbar dafür sein, deine Hand gehalten zu haben. Wenn wir uns wiedersehen, werde ich dich in meine Arme schließen, ganz fest, und den Moment in meinen Händen halten, solange ich kann. Denn unsere Wege sind noch lang, wenn auch nicht unendlich und für immer. ♥


© mimiroux

20101017

Babyshambles.


Ich streife durch die Straßen, nichts kann meine Gedanken zähmen, nicht einmal das Schweigen dieser Nacht. Welch eine Ironie! Wieder einmal laufe ich an diesem alten, teilweise verkommenen Laden vorbei. Ein Blick auf die Uhr. Ist es schon so spät? Das Lächeln von Audrey Hepburn durch das staubige Schaufenster sagt mir, die Zeit läuft noch allzu langsam voran. Ich lasse den schwarzen Melonenhut mitgehen, der einsam auf der Parkbank zurückgelassen wurde und setze meinen Spaziergang fort. Immer das gleiche, aber ich werde wohl nie wirklich davon loskommen. Don Antonio ist absolut ein Niemand dagegen, ach, wie ich diese Dinger hasse. Man hat mich ermannt, eingeredet, doch ich komme da wohl so schnell nicht los. Jetzt fängt es noch an zu regnen, na toll. Etwas zu übermütig war ich, der Schirm ist an drei gebrochenen Armen gestorben, was mir im Moment lustigerweise weniger Leid tut. Ich sollte mir vielleicht auch gleich bei der nächsten Besorgung eine Packung Courage holen, und eine Flasche Lethargie - extra stark. Als ich mich umdrehe, sehe ich wieder Audrey vor mir, mit dem gleichen, charmanten Lächeln, doch ich gehe wieder einmal daran vorbei.


© mimiroux

20101010

Kalte Blüten.

daisies hair

Ich möchte traurig sein, im Trübsal Seifenblasen hauchen, und mich unter meinen viel zu vielen Gedanken vergraben, nur diesen einen Moment lang. Unentschlossenheit, damit vor einem abzweigenden Weg stehend, es zermürbt meine triste Seele. Doch mehr als das, ist mir vollstens bewusst, dass ich es ertragen werde, ungeachtet der Intensität, dem Mühsal entgegenwirkend, denn andere Herzens Laster mögendeutlich größer sein als die meine. 


Kleine, zerbrechliche Blume, lass deinen Kopf nicht hängen, der kalte Wind beschert dir sichtlich kein besseres Ergehen. Er reißt dich sanft aber erbarmungslos mit, ist das nicht peinigend? Ich nehme dich mit, mit deinen noch vom Regen feuchten Wurzeln, meine Bedenken über das Eingreifen in die Natur schiebe ich mit meiner gut gemeinten Absicht beseite. Jetzt sind einzig wir beide hier, du und ich. Es wäre ein leichtes, dich mit allem zu verschlingen, mit Blüte und Blatt, so wehrlos, wie du es gerade bist. Aber selbst als einzelgängerisches Pfotentier, kann ich das nicht übers Herz bringen, zu sehr sehe ich in dir die unbeholfene Hilflosigkeit in mir selbst.

Erzähl es mir. In deinem zart flüsternden Ton, deine Gedanken, deine Gefühle, dein Alles. Doch schweige lieber. Denn manchmal genügt ein Blick der Augen, um zu sagen, nach was Hunderte von Worten in der Tiefe nicht zu greifen fähig sind, meine Stimme schweigt. Was ist diese Unerträglichkeit, die ich nicht zu deuten vermag, zu verfremdlichend wirkt es auf mein stummes Herz, ich frage mich: Warum? Sind es die Erinnerungen, die ich mir unbewusst in die Vergessenheit wünsche? Bin ich hierbei seltsamerweise immer die Sorte von Mensch gewesen, die solche Fragmente in eine verstaubte Kiste ganz hinten im Dachboden versteckt, und beunruhigend stillem Herzens dann davonspaziert. Oder ist es der Bruch meiner Emotion? Ich fühle mich leer.

Wie ineinander laufende Farben, ein Wechsel vom warmen Rot ins kühle Blau, so sehe ich meine ambivalente Gestalt einsam am anderen Ufer des strömenden Flusses stehen, leblos das innerste Gemüt baumeln lassend, als ob die einzige Brechung der Stille mein Atem sein. Ich passe wohl nicht ins Gemälde, in diese Idylle, sagen die Gedanken, es ist falsch, und obwohl es noch so viel Harmonie ausstrahlt, meine Augen sehen nur lieblose Dissonanz. Liegt es an mir?

Nicht im Stande vorwärts zu gehen, oder in der Lage, einen Schritt nach hinten zu machen, verweile ich im dumpfen Nichts. Ein einziger leerer Körper. Ein steiniges Herz. Nur die langsamen Atemzüge verraten mich im schwachen Dunkel. Ich habe viel zu sehr Angst dich zu zerbrechen, kleine Blume, denn meine Samtpfoten sind zu ungeschickt für diese fragile Welt. Deshalb setze ich dich behutsam ab, und schließe meine Augen, nur für diesen einen Moment lang.


© mimiroux

20101006

Ohne Zensur: Ich und mein anderes Ich.

Black and White Street Photography | The Design Work

"Um Himmels Willen! Sieh dich doch nur an. Du bist ein so schmutziger Kater, wo hast du nur wieder gesteckt! Aber ich wusste es schon, du bist ein wertloses Ding. Nichts als Schwachsinn im Köpfchen, und tapst nur blind durch die Gegend. Du solltest dich schämen, nichts als schämen. Geh mir aus meinen Augen, ich ertrage dich nicht, zu sehr hängt an dir der Geruch von Dreck. Noch dazu keine Courage! Alles machst du kaputt, was willst du noch mit deiner Liebenswürdigkeit daherkommen? Du bist grausamer, als du es bemerkst. Willst du dich jetzt etwa auch noch verstecken? Ach herrje, was stelle ich bloß mit dir an. Am Besten setze ich dich hier ab, warte ja brav! Du musst auf Frauchen hören, rühr dich nicht von der Stelle. Der Zug kommt in wenigen Minuten. Es wird auch ganz kurz sein.."


© mimiroux

20101005

Gedankenflimmern.

Untitled


...hörte vor kurzem noch beschwingte Lieder aus dem Lande Spanien, man mag wohl zu später Stunde noch gefeiert haben, diese lustigen Nachbarn, ich lehnte mich dabei still und lauschend aus dem Fenster. Nur einen einzigen, hellen Stern verfing sich in meinem Blick, die kühle Luft umschmeichelte sanft. Schnelle Schritte im Dunkeln, ein Fernsehflimmern von gegenüber, fernes Gelächter und ein singender Don Juan - ungeniert aus dem Fenster unter meinem eigenen. Meine Gedanken schwirrten. Sollte ich mir einfach einen Bart wachsen lassen, introvertiert werden und nur noch auf Englisch denken? Das ist wohl keine gute Ausrede, um morgen weniger Kaffee zu trinken als sonst. Denke ich in einem verschlossenen Gefäß? Oder stecke ich schon hilflos drin? Wie ich es genauer betrachte, Wände gibt es keine, keine Barriere, die meine Hände fesseln, so mag ich eher blind sein? Ich fühle mich jedoch eher taub, das Bild der Realität wurde von den Tränen letzter Nacht verwischt, die Farben der Träume betrachtet man als ein verlaufenes schwarzweiß Gemälde am nächsten Morgen. Hörst du mein Herz leise atmen? Oder bin ich selbst der Narr, unsichtbar für dich? Ich frage nicht weiter, ich lege mich in den Gedanken schlafen und warte. So lasse mich ein letztes Mal "Gute Nacht" flüstern, bevor ich gehe.


© mimiroux