20160601

Ein Stück vom Vermissen


Es ist eines dieser Tage, die still und leise an mir vorbeiziehen. Wie ein Moment in einer langen Schleife, die sich immer wiederholt und nicht enden will. Während ich hier sitze zwischen den Zeilen des Alltags und des Irrsinns, sind meine Gedanken auf lautlos gestellt. Denn ich will nichts denken und fühle noch kaum, gefangen in der eigenen Haut, in der ich weder bleiben noch gehen kann.

Weißt Du noch, wie wir uns sagten, dass wir von Schicksal und Glück sprechen können, dass wir uns mal gefunden haben? Uns nicht locker gelassen haben, weil wir wortlos beschlossen hatten, einander nie von der Seite zu weichen? Dabei waren wir uns manchmal so unterschiedlich wie Tag und Nacht, und doch ergänzten wir uns perfekt wie zu einem vollkommenen 24-Stunden Zyklus. Du wusstest alles von mir, ich wusste alles von Dir.

Es ist eines dieser Stunden, die zu schnell und rasch an mir vorbeiziehen. Jeder Schritt den ich durch das volle Leben gehe, fühlt sich leer und schwermütig an, gefüllt mit tausenden von Gefühlen, die ich nicht tragen kann. Denn auch wenn ich renne und renne, komme ich doch nirgendwo an, in einen Stillstand zurückbleibend, der meinen tiefen Schmerz ganz und gar verschluckt.

Weißt Du noch, wie wir uns ansahen, und ich nicht viel über meinen Lippen herausbringen konnte, weil mir im Augenblick jedes Wort fehlte? Dich zu sehen in deiner Verwundbarkeit, in den letzten Stunden, von denen wir nicht wussten, dass nur diese uns noch übrig blieben? Und doch war uns ohne jeden Zweifel klar, dass wir uns im Herzen niemals von der Seite weichen würden, ganz gleich welchen schweren Weg wir nun gehen mussten.

Es ist eines dieser Minuten und Sekunden, die haltlos und unzählbar an mir vorbeiziehen. Während die klare Nachtluft durch meine Lungen jagt, herrscht in mir nur dauerhafte Atemnot. Ich drohe zu ersticken an Tränen, die ich nicht weinen kann, weil jede Realität mir aus den Fingerspitzen zu gleiten droht. Mein Verstand will zerbrechen an jener Verzweiflung, die ich weder zeigen noch begreifen kann. Denn ich brauche noch Zeit und fehlende Kraft, um in einer Wahrheit zu leben, die ich noch nicht ganz ertragen kann.

Weißt Du noch, wie Du mir ein kleines Lächeln in einen der letzten Momenten auf dieser Welt geschenkt hast, weil Du wusstest wie sehr ich Dich liebe? Es war eines von unzähligen Lächeln, die Du mir auf unseren gemeinsamen Weg gegeben hast, die unverblasst in meinen Erinnerungen für immer verweilen werden. Wir wissen beide, dass es nicht das letzte Mal sein wird. Warte auf mich, bis wir uns im Himmel erneut nicht von der Seite des anderen weichen werden. In Ewigkeit.



© mimiroux



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