Hier sitzen wir, umhüllt von einem kühlen Abend, unser Augenblick getränkt vom Geruch der halbleeren Weingläser und begleitet von Geschichten, die deine und meine Herzen brechen könnten. Wäre es doch nur so einfach.
Weißt du noch, wie wir uns sagten, wir würden alles mit vollem Gefühl wagen, jeden Schmerz mit beiden Händen tragen, wenn es nur das Richtige wäre? Wie wir uns vornahmen, mit aller Vorsicht zu leben, den reizvollen Momenten entgegen zu sehen, mit Schmunzeln und fast lachend, ohne dem unnachgiebigen Wunsch zu übergehen, auf das Wahrhaftige zu warten? Zu horchen, was uns der Tag bringt, die Nacht nicht verspricht, was heimliche Gefühle uns verschweigen, bevor es um uns völlig unbedacht geschieht. Alles ist einfach, bevor es schwierig wird.
Du hast mich halbherzig für verrückt gehalten, während dein Blick durch die Geschäftigkeit der Leute schweifte, und wir uns beide insgeheim fragten, ob das ganze Reden und Überlegen nicht einfach nur ganz verlegen machte. An manch Tagen halten wir uns zu gewiss für große Experten, um uns als fabelhafte Rhetoriker zu verklären, und wollen eigentlich doch nur Helden sein, obwohl wir schon zu alt zum Träumen sind. Zu träumen, dass ein Wir kein kurzatmiges Gestern war, ein Heute uns Gewissheit gibt, im Morgen vielmehr weiter zu kämpfen, als bloß zu überleben. Wird es schwierig, weil wir uns nichts wagen?
Die Nachtluft jagt durch unsere Lungen, die offen gelassenen Klagen liegen neben den ausgesprochenen Lasten im Lokal zurück, bis wir uns nur noch daran erinnern werden, an was man sich die Vernunft zerbrach. Ich denke, wir haben nie jemanden für voll genommen, bevor wir uns sagen mussten, dass wir all das nie gewollt haben. Vielleicht war es schlichtweg eine Ironie, sodass wir es nicht besser wissen konnten. Ein Schall der widerhallt, der Sturm den man erntet, nachdem man Wind sät, der einen ergreift von Kopf bis Herz. Der Lippengang der Worte wirkt zu einfach, schwieriger sind die Gesten zu durchschauen, wenn keiner uns noch sagen kann, an was wir tatsächlich glauben sollen, ohne auf selbst gelegten Scherben zu treten. Wenn es doch nur so einfach wäre.
Das letzte Licht versinkt in warmer Dunkelheit, während unsere Wege sich hier an der Straßenecke trennen wollen, bis wir uns einer nächsten Begegnung schuldig sind, wieder in die Tiefe nächtlicher Gespräche zu versinken. Was bleibt ist gelebte Aufrichtigkeit, der Herzschmerz der uns stärker macht, als wir uns im schwachen Moment Fehler eingestehen mussten, die Hoffnung mit Unmöglichkeit zu verwechseln. Die geglaubten Augenblicke hinter uns lassen, während wir dafür kämpfen was tatsächlich noch bleibt, ohne zu vergessen, wer wir einmal waren, sein wollen und wirklich sind.
Es ist schwer, das Glück in uns zu finden, und es ist nahezu leicht es anderswo im Irrtum zu verlieren. Bis der nächste Tag uns golden färbt, werden wir immer vermissen und nie vergessen, was mit uns geschah, als wir kurz nicht aufwachten und mit hoffnungsvollen Gefühlen besahen, was wir niemals wollten und ewig wünschen.
© mimiroux
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