20131027

Wie ein Rauchschwall in der Luft.


Ich bin wie eine Zigarette, an der du in einem stillen Augenblick genießerisch ziehst. Du bläst den verflüchtigenden Rauch in die Luft, bevor du dir später denkst, es wird definitiv deine Letzte sein.


Für dich bin ich wie ein Buch, dass du liest, und jede Zeile tief in deine Gedanken aufnimmst. Mit den letzten Worten in deiner ersten Erinnerung hängen bleibend, wirst du mich wenig später vergessen, und in eine Ecke stehen lassen. 

Ich bin wie eine Farbe in deinem Haar, die du immer so sehr wolltest, bis dir nach Tagen klar wird, dass ich nur aus einer Laune heraus entstanden bin, um mich wieder rauszuwaschen.

Du hörst mich wie ein Lied, das dir ins Ohr geraten ist. Auf deinem Rekorder spielst du mit mir Wiederholungsschleife, bis es schließlich reißt. 

Wie ein Lächeln bin ich dir begegnet, eines an das du dich kurz erinnern wirst, bis du bemerkst, dass dich nicht wirklich herzlich interessiert, wem dieses Lächeln eigentlich gehört. 

In der Nacht, inmitten deines tiefen Schlafes, wirst du mich als einen Traum begegnen, an das du dich vielleicht erinnern willst, aber am nächsten Morgen einfach wieder vergisst. 

Ich fühle mich an wie eine Beziehung, die du angefangen hast mit vollem Gefühl und vollem Herzen. Schließlich finde ich mich an einem Ende wieder, weil nichts mehr von all dem übrig geblieben ist.


Ich bin schließlich nur wie eine Enttäuschung, die später in dein Bewusstsein sinkt, und du beschließt ihr nicht mehr wieder begegnen zu wollen. Deine letzte gerauchte Zigarette, die dir nicht gut tut. Das gelesene Buch, dass du langweilig fandest. Die Färbung im Haar, die dir nicht steht. Ein temporärer Ohrwurm, den du einfach nicht mehr hören kannst. Das zufällig erhaschte Lächeln, das dir eigentlich gleichgültig ist. Ein Traum in jener Nacht, an das du dich sowieso nicht erinnerst. Ein Gefühl aus einer Beziehung, die sich verflüchtigte und sich nie wieder so anfühlt, wie es einmal tat.


Du hast irgendwann einfach losgelassen, nachdem du mich in meiner tiefsten Offenheit erlebt hast. Und schließlich bemerke ich dann selbst, dass ich nichts weiter bin als ein kurzer Moment in einem anderen Leben.

Irgendwann verschwinde ich einfach, wie ein Rauchschwall in der Luft.



© mimiroux

20131024

Ein allerletztes Mal.



Herzenslärm ertönt, und plötzlich bemerke ich abermals, dass ich nicht mehr klar träumen kann. Das schwere Gefühl einer unberührten Last der letzten Schlaflosigkeit liegt im Nacken, vermischt mit einem Rausch voller Gedanken. Was würde ich dafür geben, der Zeit ihrer Geschwindigkeit zu berauben, damit unser gestern nicht in Vergessenheit entgleitet, die unzählbaren Momenten mit Fingerspitzen zu halten, sodass sie nicht endgültig entfliehen? Ich hab's unmerklich gesehen, in der Abwesenheit, die mich still heimsuchte, im matten Blick, der mich beinahe willentlich nur noch streifte und vielleicht nun schon ganz woanders aufmerksam verweilt. Mein morsches Herz habe ich längst verloren, in einem lakonischen Kampf, den ich nicht gewinnen konnte. Jedes letzte gesprochene Wort dreht sich seitdem mehrmals im Kopf, umspielt von Klavierklängen, die mich erinnern lassen, in einer töricht hoffnungsvollen Art, dass ich es fast verabscheuen könnte. Auf einem schmalen Grad jenseits der unbescholtenen Vernunft balanciert mein entbehrliches Gewissen mit der Leere eines hohlen Herzens, bis es in den Händen eines anderen überfüllt wird und mich mit verstohlenen Gedanken an dich durchtränkt. Innehaltend verschlinge ich Worte, die nicht deine sind; Blicke, die nicht dir gehören und fremdliche Nähe, die ich mit deiner verwechseln möchte, nur um zu überspielen, was ich nicht bewahren konnte, um zu vergessen, was ich in einem letzten Augenblick für immer verlor. Irgendwann hört man einfach auf zu rennen, vor etwas zu flüchten, das ohnehin den Verstand bezwingt und ein Herz völlig ungefragt ergreift. Wenn ich mich also nun entscheiden müsste, zwischen einem halbherzigen Moment und einem ehrlichen Augenblick, würde ich nicht mehr länger zögern, meinen wahren Gefühlen zu folgen, und mir selbst verzeihend in die Augen sehen. Um ein besserer Mensch zu sein, als ich es heute war, und gestern gewesen bin. 


Ich wünschte, ich hätte ein allerletztes Mal dein Herz berühren können, bevor es in die tiefen Zeilen vergessener Noten versank.


© mimiroux