20111129

Postkarte mit Lieben Grüßen: Dein Herz.


Ich streifte mit den kleinsten Gedanken die lauwarm behellte Passage entlang, fragte mich wieviele Herzen auf dieser Welt schon gebrochen wurden, und wo meins nun verloren ging. Ich könnte schwören, ich hätte es auf den Straßen von Paris wandern sehen, exakte 22 Komma 5317 Meter vom Tour d'Eiffel entfernt! Es sei irgendwann später vergnügt in eine belebte Gasse eingebogen. Dann verlor man jegliche auffindbare Spur. Wenn ich nun vom Katzenjammer sprechen würde, wäre ich nur mehr als sehr beleidigt. Schließlich befand ich mich in einer Stadt, der sich nach Moskau anhörte, wo einem bepelzte Köpfe stumm zunickten und ein duftender Mandelgeruch dezent die Nase grüßte. Der unterkühlte Wind dort kitzelte mich an den rosa Wangen, und der auf russisch denkende Baum steckte mir unbemerkt sein letztes Blatt ins Haar. Ich atmete kaum, und hielt die Luft an. Vielleicht war ich einfach auf naive Art neugierig, ob ich auch tatsächlich in jedem Moment tot umfallen würde. Ich werde es wohl niemals erfahren. Denn in diesem blinzelnden Augenblick kam mir der grotesk lächelnde Postbote aus der Haustür entgegen, ohrfeigte mich galant, und drückte mir eine Postkarte in die Hände. Sie kam aus der westlichen Hemisphäre, riechend nach Croissants und wärmeren Temperaturen. Schnappend nach Luft, drehte ich das Bild des Eiffelturms um: 


"Verreist bin ich. Es geht um die ganze Welt, weit weit weg. Kümmere dich gut um dein Hirn. Auf Nimmerwiedersehen. Dein Herz." 

Ich wollte kurz auflachen, aber meine Augenfalten waren schneller. Deshalb schmunzelte der Mund nur und ich knickte die Karte zusammen. Dann wurde mir auf einmal klar: Wenn jeder Weg dir noch so weit erschien, hattest du vielleicht einfach nie ein wahres Ziel vor Augen.



© mimiroux

20111120

Herbsttanz.

Wie soll man nur im kühlen Herbst tanzen? Mein Kleid ist dafür viel zu kurz geraten, und mein Herz fürwahr resigniert, auf beklagenswerte Art, wie mir zu Ohren schlich. Wie edel auf einmal solche Worte sich so reizend präsentieren, aus deinem Munde klingt es wunderbar närrisch, ohne authentische Konnotation. Sie hängen bloß lasch an der Angel, die mehrdeutig zu oft ausgeworfen wurde. Die narzisstische Freude daran ist kaum verwunderlich noch bewundernswert. Anspruchslos belächle ich also dieses Treiben des üblichen Geplänkels, zu ridikülen Liebeleien neigend, von der ich im Grunde herzlich mehr und weniger verstehe, als mir je lieb ist. Ist das Ganze nicht ein seltsames Spiel? Wirft man einen Blick auf die kleine Erinnerung, wird man nur feststellen, dass sie schon wieder ein Jahr älter geworden ist. Ich folge dir heute nicht, auch nicht morgen - stattdessen hoffe ich, dass du einen Gedanken an mich für den übermorgen aufhebst. Ein Herz auf der Hand, mein Kopf in der Hosentasche, stattdessen viel Farbe und Fantasie an jedem Morgen.




© mimiroux